19.10.2022
Sogenannte „Not-To-Dos“ helfen, Impulse für eine digitale Transformation für das eigene Unternehmen zu nutzen. Im Folgenden lesen Sie über Verhaltensweisen, die es dabei zu vermeiden gilt und erfahren, wie man stattdessen an das Thema Digitalisierung herantreten sollte.
Ein „Achtung – fertig – Los!“ gibt es für die digitale Transformation leider nicht. Zu unterschiedlich sind Erwartungen und Bedürfnisse, wie die Digitalisierung ein Unternehmen weiterbringen kann. Tipps, wie das Thema „digital“ für Unternehmen gestartet werden kann, sind insbesondere für eine Herangehensweise wichtig, um die Initiative zu ergreifen, beispielsweise für den Start von Pilotprojekten oder für eine Teamfindung zur Umsetzung dieser Vorhaben. Derweil kann die digitale Transformation so einfach sein, denn der Weg ist das Ziel. Es gilt, im Unternehmen eine Akzeptanz zu finden und erste (kleine) Erfolge zu erzielen. Man muss Veränderungen Platz geben, denn sie kommen ohnehin von allein. Und nur ein Abwarten, was andere tun oder andere getan haben, ist purer Stillstand – ohne jegliche Veränderung. Sich Gedanken machen, wie und in welchen Bereichen man die Digitalisierung sinnvoll startet, ist der erste Schritt, der getan werden muss. Das A und O bei der digitalen Transformation ist die Erstellung eines zum eigenen Unternehmen passenden Fahrplans, einer Digitalisierungsstrategie, mit deren Hilfe man das Thema im eigenen Unternehmen an ersten passenden Stellen umsetzt.
Ob für Geschäftsführung, Engineering oder die Produktion: Eine Herangehensweise an die digitale Transformation können sogenannte Not-To-Dos sein – also die Definition von Dingen, die man bei der Digitalisierung im eigenen Unternehmen nicht machen und vermeiden will. So lässt sich schnell ein Aha-Effekt generieren. Allein, im Team oder mit dem Vorgesetzten hilft das Definieren eines Verbots beim Reflektieren des eigenen Handelns und bei der Entscheidungsfindung, was es zu verändern gilt. Es ist wie ein Appell, aus der eigenen Komfortzone herauszukommen und schließlich abzuwägen, ob man gewisse Dinge in Betracht zieht, diesem Not-To-Do im Unternehmen entgegenzuwirken. Im Folgenden werden einige Not-To-Dos vorgestellt und Handlungsweisen daraus abgeleitet, die stattdessen befolgt werden sollten, um eine erfolgreiche digitale Transformation auf den Weg zu bringen.
Die digitale Transformation muss man selbst in die Hand nehmen, wobei man die Sicht von außen berücksichtigt und intern eine Lobby dafür schaffen muss. Passende Netzwerke zu nutzen, ist dabei hilfreich. Erste Tipps dagegen sind, intern Impulse zu setzen und beispielsweise zum meist mechanischen Maschinenpark einen Ist- und einen Zielzustand zu definieren, welche digitalen Tools für ein Bearbeitungszentrum nutzbar sind. Für externe Meinungen und Expertisen müssen Raum und Akzeptanz geschaffen werden, denn gerade von digital affinen Maschinenherstellern gibt es genügend Expertisen.
Wie beschleunigt man die Innovationskraft im Unternehmen? Was ist dabei wichtig für das Geschäftsmodell der Zukunft? Diese Gratwanderung zwischen klassischem Kerngeschäft, das den Umsatz sichert, und dem Wandel der digitalen Transformation, mit innovativen Produkten und Systemen und digitalen Technologien die Zukunft zu sichern, bedarf Willensstärke, Geduld und Rückhalt. Hier hilft – beispielsweise bei der Implementierung von Simulation und virtueller Inbetriebnahme – der Mut, neue Wege zu beschreiten und die Technologieoffenheit zu fördern. Insbesondere das Engineering ist hier angesprochen, denn die Ingenieure brauchen neue Prozesse in der Wertschöpfung.
Hier muss man ganzheitliche und systemorientierte Strategien verfolgen, die beispielsweise das System- und Software-Engineering im gesamten Unternehmen fördern. Modularität und Flexibilität bereits in der Planung zu verankern, braucht in der Veränderung langfristige Ziele, die als Taktgeber fungieren. Auch das eigene Geschäftsmodell zu hinterfragen und an die schnelllebigen Anforderungen des Marktes anzupassen, gehört zum Weitblick.
Die digitale Transformation ist ein langer Prozess, der – wie anfangs geschildert – zunächst gestartet und auch gepflegt werden muss. Durch diesen Kurswechsel profitiert man insbesondere von Kreativität und Flexibilität, die die Unternehmensstrukturen neu aufstellen. Agile Projekt- und Produktmanagement-Methoden wie beispielsweise Scrum prägen die digitale Welt, deren Zeit- und Kostenaufwände sich reduzieren. Vorgegangen wird dabei in kleinen und iterativ-inkrementellen Schritten, während der Endzustand in der Regel noch gar nicht feststeht. So wächst das Projekt „digital“ organisch. Diese Veränderungen müssen sich erst etablieren und Prozesse sich bilden. Deshalb sind alle MitarbeiterInnen gefragt, diese auch in ihrem Alltag zu integrieren. Schulungssysteme und Webinare sind ein probates Mittel, neue Bildungsstandards zu etablieren und am Ende profitieren alle von ihnen.
Mit zunehmender digitaler Transformation verschwimmen Unternehmens- und Produktgrenzen. Deshalb muss die Produktion ganzheitlich und über Unternehmens- und Produktgrenzen hinweg gedacht werden. Die digitale Fertigung mit Industrie 4.0 und der Begriff Smart Factory ziehen sich über die gesamte Zulieferkette und machen auch vor allen Abteilungen im Unternehmen keinen Halt. Daher empfiehlt es sich – egal, ob im Mittelstand oder im Konzern – die Digitalisierung auf allen Ebenen zu betrachten. Ob im Einkauf über die Plattformökonomie, über virtuelle Messen im Marketing oder über Logistik-Tools mit digitaler Seriennummer-Verfolgung – es gibt diverse Ansätze, die Digitalisierung im Unternehmen zu positionieren.
Das Thema digitale Transformation ist kein Projekt, das irgendwann abgeschlossen ist. Vielmehr handelt es sich dabei um einen dynamischen Wandlungsprozess, der so lange währt, wie es einen technischen Fortschritt gibt. Und die Digitalisierung gilt als vierte industrielle Revolution, die gerade begonnen und in Deutschland noch viele Potenziale hat. Vergleiche mit China und den USA sollten animieren, wohin die Wege noch gehen können. Bezüglich der Kontinuität einer Digitalisierung gilt es, digitale Projekte eher als digitale Produkte zu betrachten, die mit verantwortlichen Teams beständig weiterentwickelt werden. Die Service-Landschaft um die Fernwartung mit Apps ist hier zum Beispiel ein passender Impuls. Der Schlüssel ist auch hier, wie bei fast allen genannten Not-To-Dos, die Weiterentwicklungsbereitschaft der Belegschaft zu fördern und Innovationen und Weiterentwicklung sichtbar zu machen.
Die in diesem Artikel vorgestellten Not-To-Dos der Digitalisierung zeigen auf, welche Verhaltensweisen im Zuge der digitalen Transformation des eigenen Unternehmens zu vermeiden sind und sind wichtige Wegbereiter, die richtige Richtung einzuschlagen. Wichtig zu verstehen ist, dass die Digitalisierung ein organisch wachsender Prozess ist, der Zeit benötigt und dessen Ziel sich nicht genau festlegen lässt. Es gilt in jedem Fall, den Super-GAU – die „Größte Anzunehmende Untätigkeit – zu verhindern und Veränderungen förderlich gegenüberzustehen. Aus den hier vorgestellten Not-To-Dos einen Appell abzuleiten, eine Selbstreflexion zu generieren und daraus Schlüsse zu ziehen, wie und wo man die digitale Transformation aus eigenen Stücken starten kann, ist ein klares Stufenkonzept, das langfristig zum Erfolg führt. Erste Schlüsse könnten beispielsweise sein, in verschiedenen Unternehmensbereichen nach und nach IoT und Industrie 4.0 zu etablieren. Denn eines ist klar: Längst sind Daten zu einem der wichtigsten Rohstoffe unserer Industrie geworden. Die Digitalisierung bedeutet die Verarbeitung und gewinnbringende Nutzung dieses Rohstoffs. Wer seine Datenschätze nicht nutzt, bleibt mittelfristig hinter den Unternehmen zurück, die dieses Potenzial erkannt haben. Das wichtigste Not-To-Do, das es zu ändern gilt, ist deshalb, nicht anzufangen.