19.10.2022
Um den Preis für Dreh- und Frästeile zuverlässig und schnell zu ermitteln, setzt die Dürr Metall & Kunststofftechnik aus dem badischen Karlsbad-Ittersbach bei Karlsruhe auf die Kalkulationssoftware „Spanflug Make“. Damit kommen die CNC-Experten auf Basis einer technischen Zeichnung und eines CAD-Modells mit wenigen Mausklicks schnell und sicher zu einem reproduzierbaren Ergebnis und einem marktgerechten Preis – auch bei komplexen Werkstücken.
Was uns auszeichnet?“ Michèl Dürr überlegt nicht lange. „Wir bieten unseren Kunden eine hohe Qualität und können auf ganz unterschiedliche Aufträge sehr flexibel reagieren.“ Er führt die Dürr Metall & Kunststofftechnik seit dem Jahr 2019 in zweiter Generation. Zu seinen Kunden gehören Hersteller aus der Elektro- und Mikrotechnik oder auch der Bau- und Medizinbranche. „Mit unseren CNC-Fräs- und Drehmaschinen bearbeiten wir eine Vielfalt an Materialien wie Edelstahl, Kupfer, Aluminium, Kunststoff und sogar Titan“, wirft Betriebsleiter Daniel Schäfer ein und zeigt in der Produktionshalle auf eine Fräsmaschine, auf der gerade Nasenimplantate aus diesem extrem festen Leichtmetall gefertigt werden. „Wir liefern nicht nur Teile, sondern auch Komplettlösungen. Dabei sind wir bei allem, was wir tun, zuverlässig und schnell“, sagt er. Das hat sich zum Beispiel zu Beginn der Pandemie gezeigt, als ein Kunde in die Fertigung von Atemschutzmasken eingestiegen ist. Für deren Verschweißung benötigte er innerhalb kurzer Zeit eine passende Maschine. „In einer Nacht- und Nebelaktion haben wir für ihn eine große Menge an Titan-Bauteilen gefräst“, erzählt Michèl Dürr.
Aktuell beschäftigt das Unternehmen knapp 20 Mitarbeiter. Wenn es nach dem Geschäftsführer geht, soll die Zahl weiter steigen: „Wir wollen wachsen, auch wenn das bedingt durch Corona gerade etwas schwierig geworden ist.“ Für 2021 plant der CNC-Fertiger in eine neue Werkzeugmaschine zu investieren. „Dann wird sich die Auftragslage auch wieder erholen“, ist er zuversichtlich.
Bei der Rückkehr zu einer besseren Auftragslage trägt auch bei, dass die Dürr Metall & Kunststofftechnik seit einigen Monaten zu einem Netzwerk qualifizierter Fertigungsbetriebe aus ganz Deutschland gehört. Ins Leben gerufen hat dieses Spanflug Technologies, ein Start-up der Technischen Universität München. Mit diesem Netzwerk stellt Spanflug seinen Kunden immer den passenden Partner zur Seite – zum Beispiel Dürr Metall & Kunststofftechnik aus Karlsbad. „In diesem Lieferantenportal erhält der Kunde die Bauteile zum Festpreisangebot“, erläutert Betriebsleiter Daniel Schäfer. „Uns fiel auf, dass die Preise bei Spanflug immer ganz genau passen, während sie sich bei uns gerade bei zunehmendem Auftragsvolumen oft aufgebläht haben.“ Auch ließen sich die Angebotspreise nicht reproduzierbar ermitteln, weil bestimmte Parameter wie Rüst- oder Fertigungszeiten abgeschätzt werden müssen und damit stark von Erfahrungswerten abhängen. Geschäftsführer Dürr und Betriebsleiter Schäfer hatten schon seit einiger Zeit nach einer effizienteren Lösung gesucht, mit der sich die Kalkulation vor allem für komplexe Dreh- und Frästeile beschleunigen lässt, um so die Trefferquote ihrer Angebote zu erhöhen. Dann kamen sie mit den Fachleuten von Spanflug ins Gespräch.
Das Münchner Unternehmen bietet Betrieben wie Dürr Metall & Kunststofftechnik genau für diese Fälle „Spanflug Make" an. Die Kalkulationssoftware basiert auf einem Preisalgorithmus, den Spanflug seit 2018 für seine Online-Plattform zur Beschaffung von CNC-Dreh- und Frästeilen einsetzt. Dieser wurde anhand von inzwischen mehr als 100.000 Dreh- und Frästeilen optimiert. Fertigungsrelevante Merkmale werden automatisch aus einem CAD-Modell – und optional einer technischen Zeichnung – ausgewertet. Darüber hinaus können die Fertiger eine detaillierte Aufschlüsselung der errechneten Kosten für Material, Rüsten, Programmieren, Fertigung und Versand sehen und individuell anpassen.
„Wir konnten die Vollversion kostenlos testen“, berichtet Schäfer. Die Handhabung sei intuitiv, eine große Schulung deshalb auch nicht erforderlich gewesen – ein Online-Seminar genügte für die Einführung. Beide, Geschäftsführer Dürr und Betriebsleiter Schäfer, waren von den Vorteilen wie der Einfachheit und der Zeitersparnis bei der Angebotserstellung schnell überzeugt. Gemeinsam entschieden sie, die Software nach der Testphase für das Unternehmen freischalten zu lassen. Eine knappe Stunde später war sie im Einsatz. Denn bei „Spanflug Make“ handelt es sich um eine cloud-basierte Software-as-a-Service-Lösung, die ohne Installation oder Datenbestand läuft.
Daniel Schäfer lädt das CAD-Modell und die technische Zeichnung hoch. Auf dem Bildschirm erscheint das Bauteil in 3-D-Ansicht. Automatisch liest die Software die benötigten Informationen über das Werkstück ein, beispielsweise Oberflächenbeschaffenheit, Material und Toleranzen. Das Programm registriert, ob zum Beispiel ein Gewinde vorhanden ist oder scharfe Ecken und Kanten, die gerade bei komplexen Bauteilen auf der Zeichnung oft nicht ersichtlich sind. „Es erkennt auch, ob das Teil sich überhaupt auf der Maschine herstellen lässt“, sagt Schäfer. „Falls nicht, meldet sich das Programm mit einem entsprechenden Warnhinweis.“ Für den Betriebsleiter eine wichtige Hilfe, so muss er sich nicht erst in den Prozess hineindenken.
Die Software nimmt die Information „Aluminium“ als Werkstoff auf und blendet automatisch alle anderen zur Verfügung stehenden Materialien aus. So geht sie auch mit anderen Parametern um, Fehlberechnungen lassen sich damit von vornherein ausschließen. Da es sich bei der zu fertigenden Komponente um ein Frästeil handelt, stehen auch keine Drehmaschinen zur Auswahl. Der Betriebsleiter klickt sich durch die verschiedenen Felder. Er kann alle wichtigen Parameter variabel verändern. Dazu hat er zum Beispiel Details zu den verwendeten Werkzeugmaschinen hinterlegt, wie Typ, Drehzahl oder Größe, und Kalkulationseinstellungen wie Marge, Rüst- und Materialkosten individuell angepasst. Die Zeit, um das Bauteil auf der CNC-Maschine zu programmieren, gibt er mit knapp zwei Stunden an, die Fertigung selbst mit etwa zwölf Minuten. „Ich kann diese Werte jederzeit anpassen“, erklärt Schäfer. Die Rüstzeiten erscheinen ihm dann doch zu eng und er verlängert sie um einige Minuten. Das Programm fragt ihn, ob ein Messprotokoll oder ein Werkstoffabnahmeprüfzeugnis erforderlich sind. Schäfer wählt abschließend noch die vom Kunden geforderte Stückzahl aus. Nach wenigen Minuten und einigen Klicks erscheint auf dem Bildschirm der Verkaufspreis: Bei fünf Werkstücken kostet jedes Teil 147 Euro.
„Es ist wichtig, dass wir die Werte in einem bestimmten Rahmen frei einstellen können“, sagt der Betriebsleiter. „Wir wissen ja selbst aufgrund unserer Erfahrung, wie lange beispielsweise die Kollegen für das Rüsten benötigen.“ „Spanflug Make“ kalkuliert den Preis bei jeder Änderung entsprechend nach. Erforderlich sind optimierte Einstellungen insbesondere bei anspruchsvollen Bauteilen, beispielsweise wenn sie extrem geringe Wandstärken aufweisen – das Material darf bei der Bearbeitung an diesen Stellen dann nicht nachgeben. Das gilt auch bei geänderten Materialpreisen. „Bekommen wir das Aluminium zu einem günstigeren Preis, geben wir das für diesen Auftrag in der Software an, was sich positiv auf den Angebotspreis auswirkt“, sagt Schäfer. „Wir können bei der Fertigung eventuell auch Werkzeugwege einsparen, das macht sich vor allem bei höheren Stückzahlen bemerkbar. Verändert sich die Stückzahl, muss der Nutzer einfach nur den neuen Wert eintippen. Die Software passt den Preis an – und zeigt den Staffelpreis beispielsweise für zehn, 25 oder 150 Teile.
„Spanflug Make“ erledigt die komplette Grundkalkulation, und genau das macht die Arbeit für Daniel Schäfer so einfach – und schnell: „Die manuelle Preisberechnung hat nicht nur länger gedauert, sie war auch ungenauer“, sagt der Betriebsleiter. „Mit der neuen Software kommt dagegen immer derselbe Preis für ein Bauteil heraus, der sich genau nachvollziehen lässt.“ Die Spanflug-Lösung entlastet den Fertiger aus Karlsbad von administrativen Aufgaben, um Kundenanfragen schneller beantworten zu können. „Das passt auch gut in unser Digitalisierungskonzept hier im Unternehmen“, erläutert Betriebsleiter Schäfer. „Uns geht es darum, unsere Zeit noch sinnvoller zu nutzen. Haben wir digital alles sauber hinterlegt, profitieren wir anschließend von der Einfachheit und sparen deutlich Zeit und Kosten.“ Eine Vereinfachung der Prozesse sei vor allem bei dem geplanten Wachstum ein wichtiger Punkt, wirft Geschäftsführer Dürr ein. „Spanflug Make“ passt damit gut in die Geschäftsstrategie des CNC-Fertigers.